Informationszentrum für Kernenergie Rheinsberg

Es handelt sich hier um ein, mehrere Semester umfassendes, Projekt mit dem ich einen großen Teil meines Hauptstudiums bestritten habe.
Inhaltlich ging es hierbei um die Entwicklung eines Informationzentrums zur Geschichte der Kernenergie am Beispiel des Kernkraftwerk Rheinsberg. Ein wesentlicher Teil des Informationszentrums sollte eine dauerhafte museale Einrichtung in Deutschland zum Thema Kernkraft sein. Beim Kernkraftwerk Rheinsberg handelt es sich um das erste deutsche Kernkraftwerk, welches seit den 1960er Jahren aufgebaut, betrieben und seit den 1990er Jahren wieder zurückgebaut wird.
Wesentliche Inhalte der Konzeption sollten die Technik und der Betrieb des Kernkraftwerks, die Geschichte sowohl politischer Natur, als auch in Bezug auf die Menschen aus der Region Rheinsberg und im Zuge des Ausstiegs aus der Kernenergie auch die Fragen nach der Zukunft und ihren Energiekonzepten sein.
Der Museumsverband Brandenburg erarbeitete hierzu eine Machbarkeitsstudie auf deren Basis die inhaltliche und formale Gestaltung entwickelt werden sollte.Da es noch kein Gebäude für das Informationszentrum gibt, war die Architektur des bzw. eines Gebäudes für das Informationszentrum ebenfalls ein Bestandteil der Entwurfsarbeit.

Projektpartner

EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen
Das Gebäude

Das Gebäude

Da zur Konzeptionszeit nur eine vorgesehene Fläche für das Informationszentrum existierte und es hierfür noch keine konkrete Planung gab, wurde zunächst ein potentieller Gebäudeentwurf, inspiriert vom Bohrschen Atommodell, erstellt.
Auf der Basis einer Machbarkeitsstudie des Museumsverbands Brandenburg wurden Kernthemen ermittelt und eine entsprechende, auf die Gebäudearchitektur angepasste Dramaturgie formuliert.
Im Erdgeschoss befindet sich die historische und gesellschaftliche Entwicklung der Stadt Rheinsberg, in Parallele zur Entwicklung der Atomenergie in Ost- und Westdeutschland.
Im ersten Obergeschoss befinden sich die betrieblichen, wissenschaftlichen und technologischen Abfläufe und Entwicklungen, des KKW Rheinsberg in der Zeit seines Betriebs, bis hin zur Entwicklung der für den Rückbau notwendigen Technologien.
Im zweiten Obergeschoss befindet sich alles zum Thema Energie und Energiewirtschaft und aktueller Forschungen zu künftigen Technologien. Ein Highlight wird hier der Blick in ein Inszeniertes Reaktorbecken.
Im dritten Obergeschoss befindet sich ein Café mit Ausblick auf die Stadt und das Schloss Rheinsberg. Weiterhin befinden sich hier auch Seminarräume für Tagungen und Workshops.

Inszenierungen und Exponate

Inszenierungen und Exponate

Eine Schwierigkeit im Ausstellen von Exponaten begründete sich in der Tatsache, dass eine Vielzahl relevanter Ausstellungsobjekte, aufgrund der Strahlung des Kernkraftwerks, nicht ausstellbar sind, weswegen wir uns im Projekt stärker auf Inszenierungen, als auf das Ausstellen bloßer Gegenstände fokussiert haben. Die Räume wurden jeweils, schwerpunkthaft, in kleineren Gruppen bearbeitet und anschließend vom gesamten Team diskutiert und weiter bearbeitet.

VideoTube

Ein Exponat an dem ich alleine Gearbeitet habe. Zu Beginn der Ausstellung werden die Besucher und Besucherinnen in einen 20 m langen Gang geführt, dessen Wände vollflächig mit großen Bildschirmen versehen sind. Hier werden diese mit allen medialen und gesellschaftlichen Facetten und den geschichtsträchtigsten Momenten der Kernenergie konfrontiert und geziehlt etwas mit der Informationsflut überladen. Der Tunnel bildet hier eine Art Teaser für die folgende Ausstellung.

Spiegelcover

Die galerieartige Präsentation zeigt eine Sammlung von Covern des Magazins „DER SPIEGEL“. Sie dokumentiert anschaulich den kontinuierlichen Wandel im Umgang mit dem Thema Atomkraft.

Die Folgen eines Supergaus

In diesem Exponat werden die Folgen eines Supergaus am Beispiel Fukushimas thematisiert. Themen wie, Flora & Fauna vor und nach dem Gau, das Autoradiographie Projekt (die Sichtbarmachung von kontaminierten Objekten) und der Mutationen, werden hier vorgestellt.

Arbeitsalltag

Die originale Arbeitsbekleidung der Arbeiter und Arbeiterinnen des KKW Rheinsberg wird im Museum ausgestellt. Dabei werden die verschieden Berufsbilder eines KKW‘s erklärt. Die dafür ausstaffierte Arbeitskleidung wird über Sockeln schweben. Pro Beruf wird ein Outfit und ein dazugehöriges Arbeitsutensil präsentiert. Tritt man näher, hört man Interviews und Geschichten der ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des KKW.

Turbine

Die Generatorturbine des KKW Rheinsberg soll im Museum ausgestellt werden. Die Turbine soll einerseits als technisches und andererseits als gesellschaftliches Exponat gezeigt werden, weswegen die Turbine in die Decke zwischen dem EG (Gesellschaft) und dem 1. OG (Technik) eingelassen werden soll. Betrachtet man die Turbine aus dem EG wird sie als gesellschaftliches Exponat (Mithilfe der Sowjets beim Bau etc.) erklärt, im 1.OG wird sie als technisches Exponat erklärt (Maße, Funktion, Einsatz).

Technik

Da der Umfang der möglichen Exponate noch nicht abschließend geklärt werden konnte, wird hier von verschiedenen technischen Objekten ausgehend, die Ausstellungssituation veranschaulicht.

Rückbau

Der Rückbau des KKWs soll bis zur „grünen Wiese“ erfolgen und dauert mehrere Jahrzehnte. Eine besondere Herausforderung dabei ist der Abriss der bis zu 2 Meter starken Stahlbetonwände. Dafür wurden spezielle Seilsägen entwickelt und eingesetzt. In dem Museum wird eine 2-3 Meter starke Stahlbetonwand frei im Raum stehen. Die Wand wird bis zur Hälfte mit einer Seilsäge eingesägt sein.

Blockwarte

Das wahrscheinlich spektakulärste Exponat des Museums wird die originale Blockwarte, die 270qm große Steuerungszentrale des KKWs Rheinsberg, sein. Die Blockwarte wird als ganzer Raum, mitsamt der Technik, aus dem Kernkraftwerk Rheinsberg in dem neuen Museum installiert. Die Besucher werden die Bockwarte begehen können und so zu einer Zeitreise eingeladen. Im Gegensatz zu den restlichen Ausstellungsflächen soll hier eine absolut authentische Darstellung realisiert werden, um einen möglichst originalgetreuen Eindruck des Kraftwerks zu vermitteln.

Rundgang

Die Technik hinter der Blockwarte ist auf Grund ihres 60iger Jahre Stiles besonders charmant. Die Schaltschränke werden begehbar gemacht und dabei mit einer großen Glasfläche an der Fassade verbunden. So kann der Besucher aus dem Museum auf Rheinsberg bzw. von Rheinsberg in das Herz des Museums blicken.

Videoinstallation: Bombenraum

Die Entwicklung der Kernenergie, auch in der friedlichen Nutzung, kann nicht losgelöst von der Entwicklung der Atombombe betrachtet werden. Der Bombenraum ist eine Videoinstallation in der eine Atombombenattrappe im Zentrum eines Panoramas, die Wirkung und auch die Folgen einer Atombombenexplosion darstellt. Der Besucher wird hierbei durch das Panorama mitten ins Geschehen versetzt und direkt konfrontiert. Die Attrappe der Bombe ist dramaturgisch als “Verursacher” permanent präsent. Vorstellbare Szenarien wären beispielsweise Bilder oder Animationen von Hiroshima, Nagasaki, den Atomtests auf den Mururoa- und Bikini-Atolls.

Anmerkung:
Es handelt sich hierbei um einen Installationsentwurf, um den ich mich allein gekümmert habe und der die Gemüter, in den Gruppenauswertungen, wegen der drastischen Darstellung und Immersion der Besucher sehr gespalten und zu vielen Diskussionen geführt hat. Ausschlaggebend für den Einzug in die finale Konzeption war allerdings eben diese Wirkung auf die Gruppe. Kernenergie ist schlichtweg ein "spaltendes" Thema und sollte zu Diskussionen führen.

Größenvergleich

Um Berlin für einen Tag mit Strom zu versorgen, benötigt man etwa 4.625 Tonnen Steinkohle oder aber nur 330kg Uran. Das ist ein Block mit Seitenmaßen von gerade mal 25cm. Diese Massen und Verhältnisse sollen für den Besucher in Virtual Reality erfahrbar gemacht werden. Dafür soll es in dem Museum die Möglichkeit geben, mit Hilfe von VR-Headsets, in einen virtuellen Raum einzutauchen, in dem die verschiedenen Energiequellen gegenübergestellt werden.

Globale „Glühbirne“

Um den Globalen Stromverbrauch erfahrbar zu machen, soll ein illuminierter Erdball durch Panels angesteuert werden. Dabei stellen die Panels die verschiedenen Energieerzeugungstechnologien dar. Nur wenn alle Exponate zeitgleich angesteuert werden leuchtet, der gesamte Erdball. Wenn Beispielsweise die Panels der erneuerbaren Energien nicht angesteuert werden erlischt, der Anteil der Leuchten auf dem Globus. Hier wird also dargestellt mit welchen Technologien wie viel Energie für den globalen Verbrauch erzeugt wird.

Reaktorbecken

Ein Reaktorkern befindet sich in einem bis zu 10m tiefen, mit Wasser gefüllten Becken. Am Grund eines 10 Meter tiefen mit Wasser gefüllten Beckens soll eine echte Aufnahme eines Brennstoffwechsels, oder eines Reaktorstarts abgespielt werden. An diesem Exponat könnte die Funktion eines Reaktors für die Besucher erklärt werden.